Friedrich Cerha

Im Namen der Liebe

Title
Im Namen der Liebe
Subtitle
for baritone and orchestra
Category
Orchestra with Soloist(s)
mit Bariton
Duration
26:00
Number of performers
68
Instrumentation
2 (2nd also pic. and afl.) · 2 (2nd also ca.) · 2 · bcl. · ssx. (also asx.) · 2 (2nd also cbn.) - 4 · 3 · 3 · 1 - timp. · perc. (3 performers) - hp. · eorg. · str.
Composition year(s)
1999
World premiere
2001-01-15
Las Palmas de Gran Canaria · Bo Skovhus, baritone · Copenhagen Royal Chapel · Michael Schonwandt, conductor
Extra title
text: Peter Turrini · commissioned by: Festival de Música de Canarias
Text
Peter Turrini
Comment of the composer on the work

1999 erhielt ich vom Festival de Música de Canarias den Auftrag, einen Zyklus für Bariton und Orchester zu schreiben. Die Texte sollten Gedichte von Peter Turrini sein, der schon das Libretto zur Oper Der Riese vom Steinfeld verfasst hat, die ich 1997–99 komponiert habe.

Die Zusammenstellung der Gedichte war ein schwieriges Unterfangen: Einerseits sollte der Zyklus durch eine logische, einleuchtende Dramaturgie überzeugen und andererseits sollte die Abfolge der Gedichte durch wechselnde Charaktere geprägt sein. Ich entnahm die Texte hauptsächlich dem Gedichtband Im Namen der Liebe (Luchterhand 1993), der dem Zyklus auch den Titel gab. Nur zwei Gedichte (Nr. 9 und Nr. 10) sind dem Bändchen Ein paar Schritte zurück (Europaverlag 1992) entnommen.

Neben der Fantasie und den unbestreitbaren lyrischen Qualitäten kamen die Texte meinen Intentionen auf mehrfache Weise entgegen: Die Verszeilen sind zumeist verschieden lang, was meiner Vorliebe für verschiedene Dauern von Perioden entspricht. Die durchaus logische Aufeinanderfolge und Anzahl von Hebungen und Senkungen folgt keiner vorgegebenen Regel, was die Gedichte fast in die Nähe einer lyrischen Prosa geraten lässt und erzwingt damit eine mir willkommene variable Metrik. Darüberhinaus war mir wichtig, dass der Zyklus nicht nur von der Zuneigung, dem Zusammenfallen zweier Menschen handelt, sondern auch Raum lässt für Misstrauen, Entfremdung, aufkeimende Abneigung, Verlogenheit und Betrug, wie sie das Zusammenleben von Liebenden a u c h prägen. Und nicht zuletzt war es die einfache, völlig ungekünstelte, nicht stilisierte und dabei in ihrer Richtigkeit 'schöne' Sprache, die mich für die Gedichte eingenommen hat und die an manchen Stellen nicht der leisen Ironie entbehrt.

Ich habe die Texte oft lauft gelesen und nach den ihnen innewohnenden Gesetzmäßigkeiten von Rhythmus und Tonfall abgetastet. Aus den reichen Skizzen, die in der Folge entstanden sind, habe ich die musikalischen Strukturen entwickelt. Das Geschehen spürt dem Ausdruck der Texte unter Verwendung bestimmter bevorzugter Arten von Bewegung nach, ohne dass es zu thematischen Reprisen kommt. Dadurch werden auf unterschwellige Weise dramaturgische Zusammenhänge geschaffen.

Die Arbeit vollzog sich so rasch, leicht, leidenschafltich und impulsiv wie selten. Möge etwas davon auf die Zuhörer überspringen.

Friedrich Cerha

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